"Ach, ich freu mich ja so!", entfährt es Praktikant Boerzel in aller Frühe, noch vor dem ersten Frühstücksei.

"Und, darf man auch erfahren, wieso?", funkelt der Chef ihn an.

"Weil doch jetzt endlich Sommer ist und wir im "Lachenden Geldsack" traditionell die erste Sommerwoche mit einer grossen Gedichtegala begehen!", freut sich Boerzel einfach weiter.

"In der Tat!", gerät jetzt auch der Chef ins Schwärmen, "Genauso ist es! Ja, wer hätte damals, als wir im Mai '08 angefangen haben, wer hätte da gedacht, dass schon so bald feste Traditionen bei uns einreissen? Schnürschuh!"

"Ja, Chef?"

"Sind die Gedichte alle an Bord und abklickbereit?"

"Ja, Chef!"

"Ist das gereimte Grusswort verfasst?"

"Ja, Chef!"

"Ist es auch politisch korrekt?"

"Und wie, Chef!"

"Welche Berufsgruppe grüssen wir diesmal ganz besonders herzlich?"

"Die Gärtner, Chef!"

"Die Gärtner?", staunt Boerzel nicht schlecht, "wieso denn nicht die Dichter?"

"Das verstehen Sie noch nicht, Boerzel", raunzt Sportfex van Dorsch übern Tisch, "ich allerdings auch nicht ..."

"Dichter, meine geliebten Redakteure", spricht nun der Chef Klartext, "Dichter sind als gesellschaftliche Kerngruppe einfach jenseits aller Relevanz! Warum sollen wir die dann auch noch grüssen? Gärtner dagegen ..."

Da müssen alle lachen, sogar der gestrenge Kassenwart Spadakus, der aber eigentlich gar nicht so recht weiss worüber, weil er wieder mal viel zu spät gekommen ist.

 

 

 

ZWISCHENSPIEL

 

 

~ Grusswort ~

anlässlich der Woche des Gedichtes an die sehr verehrten Gärtner unter den Lachender Geldsack-Lesern:

 

Alle Macht den Gärtnernasen -

Sprengt die Ketten, nicht den Rasen!

 

Und jetzt auch in der Version für unsere sehr verehrten Gärtnerinnen:

 

Alle Macht den Gärtneretten -

Sprengt den Rasen, nicht die Ketten!

 

~

 

 

NACHSPIEL

 

 

Sieben Tage später ...

"So", tönt der Chef, "Schluss mit der Woche der Gedichte! Heute abend wird noch das Grusswort an die Gärtner reingeholt - dann muss aber auch gut sein mit den Zumutungen der Kultur! Man kann vor lauter Jamben, Monometern und Daktyloepitriten ja kaum noch geradeaus denken! Und, Boerzel, nehmen Sie jetzt mal endlich diese verdammte Fliege wieder ab, Sie sind doch nicht der Grass!"

"Der Grass hat aber ne Pfeife, Chef!", wirft Spadakus rasch ein, dann verschanzt er sich wieder hinter seinen Kontoauszügen.

"Nun, der Mann kann einfach alles tragen", gibt's sogleich die passende Antwort, "ABER, Schnürschuh! Was machen eigentlich die Dankesschreiben der Gärtnerverbände? Gibt's da einen nennenswerten Rücklauf?"

"Wenn man so will, ja!", tastet sich Schnürschuh sachte an das Thema heran, " Da schreibt zum Beispiel die Baumschule Osterode: 'Waren hier alle völlig entgeistert - werden Ihnen demnächst mal mächtig den Vorgarten aufpimpen!' Und die Gärtnerinnung Oer-Erkenschwick meldet: 'Der Mörder ist zwar schon lange nicht mehr der Gärtner - aber ein Rückfall in alte Traditionen kann nicht länger ausgeschlossen werden!"

"Na also, ein rundum schöner Erfolg!", zieht nun der Chef hocherfreut Bilanz, "Und nächstes Jahr nehmen wir uns dann mal osteuropäische Inkassounternehmen als poetische Paten: die haben ja noch ganz andere Möglichkeiten ihren Dank zu zeigen. Wenn Sie mich jetzt aber entschuldigen wollen, mein Handicap wartet!"

Und schon ist er raus aus der Tür, hinterm Horizont entschwunden, nur das leise Klappern der Pitching-Wedge-Neuner-Eisen hängt noch für einen kurzen Moment in der Luft, dann herrscht Ruhe ... welch passender Schlussakkord: denn wenn wir eins brauchen nach der 'Woche des Gedichtes', dann ist das Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe ...

 

Ja - genau so war's - vorgestern, am Dienstag, dem bislang heissesten Tag des Jahres, in den frühen Morgenstunden!

 

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                                                                                                 ... und zurück!