Die Redmont Revolution
(fortsetzung)
sat Ber. Die Fachwelt ist sich wieder mal einig: das wird MICROBOSOFTs nächstes ganz dickes Ding! Gill Doors, ex-ceo und vom operativen Tagesgeschäft zurückgetreten, kann es einfach nicht lassen – nach der Revolution im IT-Bereich soll nun nichts weniger als die gesamte planetare Wirtschaft umgekrempelt werden!
“Ich nenne das den Habeas-Corpus-Prozess der Ökonomie“, schmunzelt Doors, “im Grunde geht es doch nur um eins: aus der Vergangenheit lernen, um heute die Fehler von gestern zu vermeiden!“
Was sich bis hierhin noch reichlich nichtssagend anhört, dürfte spätestens mit dem nächsten Satz einschlagen wie eine Arschbombe im Synchronschwimmerbecken:
“Jahrtausende ist die Menschheit hervorragend mit dem Phänomen Sklaverei zurechtgekommen – und plötzlich soll alles falsch gewesen sein?“, legt Doors los. Und dann verleiht er dem Satz, der eine ganze Generation geprägt hat, eine völlig neue Dimension: “Never change a running system!“
Unsere Vorfahren nämlich hätten das ganze System nur dadurch platzen lassen, weil sie den Fehler des Rassismus eingewebt hätten. Doors empört: “Menschen dürfen doch nicht wegen ihrer Hautfarbe versklavt werden! Sondern nur, wenn sie einen Krieg verloren haben!“ Auch einen Wirtschaftskrieg? Doors lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: “Den sogar in allererster Linie! Warum sollten nicht Afghanen unsere Prozessoren zusammenlöten? Die sind doch auch nicht dümmer als Mexikaner! Und überhaupt – was heisst denn hier Sklave? Das Wort Sklave ist doch einfach nur extrem negativ besetzt - Slave is just a four letter word!“
Bei dieser Aussage horchen nicht nur Mathematiker alarmiert auf …
So schüttelt zum Beispiel der Vorsitzende des deutschen Industrieverbandes abwägend den Kopf ... sicher, im Grunde kann es die Wirtschaft sich einfach nicht leisten, teure Löhne zu zahlen ... aber sollte man vielleicht nicht doch eine längere Übergangsphase einplanen ...
So sind die Deutschen, lacht da Doors, überall sehen sie einen Gartenzwerg, der ihnen den Weg verstellt. Übergangslos wird er wieder ernst: “Sehen Sie, kostspielige Firmenauslagerungen ins schwach entwickelte Ausland können keine langfristige Lösung sein. Die Wirtschaft muss endlich wieder Wurzeln schlagen und darf nicht zur internationalen Verfügungsmasse verkümmern. Ich vollziehe eigentlich nur den längst fälligen Schritt vom outsourcing zum humanresourcing ... und das Wort human zeigt ja bereits, wohin der Hase läuft …“
Wieder muss Doors lachen.
Aber trotzdem - wie kommt man nur auf eine derart dem Zeitgeist zuwiderlaufende Idee? “Well“, muss Doors nicht lange überlegen, “es begann alles mit dieser grandiosen Barack Obama-Rede ... Amerika und seine ungelöste Rassenproblematik. Ja, Barack Obama hat mir sozusagen 'die Windows geöffnet', wenn ich mich mal kurz auf Ihr Niveau begeben darf. Na und ausserdem: hey! Ich bin Gill Doors!“
Dann ist unsere Audienz beendet, Doors tänzelt mit der Anmut eines mentalen Kugelstossers aus dem Raum.
Und fast will es uns erscheinen, als habe Doors lediglich die Tanzschritte eines anderen Giganten der Unterhaltungsindustrie konsequent ins Wirtschaftsleben transferiert: Moonwalk als revolutionäre List - rückwärts schreiten und es aussehen lassen, als stürme man vorwärts!
Was aber meint der politische Gegner zu diesem erstaunlichen Vorgang?
Die Querdenker der SPD-Führungsriege durften den NKN-Exklusivreport als erste querlesen.
Staunte Hubertus Heil: “Wenn ich nicht genau wüsste, dass das Satire ist, hätt’ ich’s jetzt fast für Ironie gehalten!“
Und genau das ist der Punkt: darüber sollten wir einmal nachdenken.
Aber ruhig erst noch ein wenig im netSkater blättern ...