Der NKN-Kommentar zur Lage des Konsumenten:

SKANDAL!

 

   Nach "Grünen" und "Piraten": kommt jetzt das Discount-Movement?

 

"Die Angebotsware hier ist ja viel zu teuer!", gellt ein Schrei durch den Supermarkt, bricht sich an den verspiegelten Spion-Scheibletten, durchdringt den Deutschländer-Sonderangebotsstapel, umkreist wie suchend den 1€-Schnäppchen-Ständer und findet schliesslich eine Art Echo an der Tiefkühltheke: "Und der Billig-Joghurt ist ja viel zu alkoholfrei!" Jagdszenen bei Aldi-Süd ...

Es hat sich etwas verändert in der deutschen Discounter-Szene, keine Frage! Kann es sein, dass der mündige Konsument das Preisdiktat der Grosshändler nicht mehr länger klaglos hinnimmt?  Tatsächlich hat sich längst nämlich eine Gegenbewegung formiert, eine Art Avantgarde der bewussten Käuferschichten, der man kein "Xox" für ein "Yps" mehr vormachen kann! Zentrales Anliegen der weitestgehend dezentral aufgebauten Untergrundorganisation ist denn auch: "MACHT DIE SCHNÄPPCHEN BILLIGER!"

"Neuerdings regen sich alle über die Milchpreise auf! Aber die Milch war ja noch nie zu teuer oder zu billig", klärt uns ein Verbraucher-Kämpfer auf, "sie war bestenfalls zu warm oder zu kalt! Aber das wollen die Leute ja nicht wahrhaben!" Sein Nebenmann mit der modisch verbrämten Sturmhaube aus der LIDL-Motorrad-Kollektion ergänzt: "Bis man diese eingefahrenen Denkweisen abgeschüttelt hat - das kann Jahre dauern! Jahre! Aber jetzt gibt's ja uns: wir sind SCHNAGU, die Schnäppchen-Guerilla!"   Und dann, mit fester Stimme: "Und wir stehen dazu! Oder, Klaus-Kevin?"  "Ich denke schon, Marc-Sönke", antwortet der so Angesprochene mit Autorität, "aber bitte keine Klarnamen!" Und schon ziehen sie beide weiter, nicht gerade eine Spur der Verwüstung hinterlassend, aber immerhin den einen oder anderen Aufkleber: "Dieses Schnäppchen ist zu TEUER!" Und immer wieder passiert im Kielwasser der Preisbrecher dasselbe: Gruppen irritierter Konsumenten klumpen sich um die kleinen Pappschildchen, schauen, staunen und dann münden die erregten Dikussionen wie von selbst in einen mächtigen Sprechchor: "SchnaGu, SchnaGu ..."

Der Filialleiter nimmt's gelassen: "Schnagut - das ist jetzt eben auch so ein Slogan, an den wir uns im Laufe der nächsten Jahre wohl oder übel werden gewöhnen müssen!" Sagt's, lacht und verzieht sich wieder hinter seinen einseitig verspiegelten Beobachterposten. Diese Gelassenheit kommt natürlich nicht von ungefähr ...

Denn wir alle wissen doch, wie die Geschichte enden wird. Wie jede Revolution wird auch diese die Reise von der unverstandenen Avantgarde-Position über early-adoptor-relevante Zielgruppendynamik bis hin zur allgemein akzeptierten main-stream-Dekadenz antreten. Immer dem Gesetz der maximalen Kohleförderung folgend ... und am Ende werden es die Discounter sein, die um den Titel des grössten aller Schnäppchen-Guerilleros kämpfen und auf dem endgültigen Werbeposter wird Che Guevara mit einer Tüte Kartoffelchips die Rentnerhorden aller Länder an die Scannerkassen bitten ... und wer wird wieder mal der Dumme dabei sein?

Der kleine Mann von der Einkaufsstrasse!

Welch ein Skandal!

 

 

 

 

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