DIE ZEICHEN DER ZEIT!

Ein notwendiges Stück konkreter Aufbauprosa von Mahatma Boerzel!

 

Wenn ...

 

Wenn in fünfundvierzig jahren die geschichte unserer welt neu geschrieben wird, gähn ...

Also gut, gut, gut: wenn in SIEBENHUNDERTUNDFÜNFUNDVIERZIG jahren die geschichte unserer welt noch mal ganz aber auch nun völlig ganz neu geschrieben wird, VON WEM AUCH IMMER, was schreibt man dann über uns? Was sind die kennzeichen unserer zeit?

Die barbarischen religionen unserer zeit, das sind die kennzeichen unserer zeit.

Und damit wir uns nicht falsch verstehen wegen unpräziser ausdrucksweise: ALLE sind gemeint, alle durch die bank und selbst wenn ich dem buddhismus eine gewisse favoritenrolle zugestehe: sorry old peekaboo, es sind wirklich ALLE gemeint. Und komme mir jetzt keiner mit den spiritistischen erkundungsgängen der yanomami-indianer, den ohrenverrenkenden howlismen der heulenden derwische, den voodoopieksereien der karibik. Und schon gar nicht mit irgendeiner der sadomaso-religionen des vorderen orients. Steckt sie alle in den einen sack und schmeisst sie in den marianen-graben, da wo er am tiefsten ist!

Kommunismus auch? Ja, kommunismus auch. Das heisst, wenn er als religion verstanden wird. Oder als ersatzreligion. Oder oder oder! Also auf jeden fall nicht, wenn er als ansatz für eine kritische geschichtsauffassung äh für äh äh äh wenn er für mehr als für silbenschluckende politrentner ähää, wenn er nicht als hoffnung sondern als methode benutzt wird. Wenn seine intrinsische wahrheit offengelegt wird und, so gott will, befreit von irrationalismen jeglicher couleur, also irgendwann in des zukünftigen menschen naher zukunft: ich schätze mal, so um den dreh der ersten bemannten marsmission. Und wenn nicht? Na, dann eben nicht!

Wer braucht schliesslich in einer futuristischen zukunft utopien aus dem neunzehnten jahrhundert? Warum nicht gleich aus dem neandertal? Lenin hat es ja schliesslich gesagt: die idee des kommunismus ist an keine bestimmte epoche gebunden, schon die alten griechen hätten, bei etwas gutem willen... Es ist natürlich offensichtlich, warum er das gesagt hat: die idee des kommunismus ist nicht ergebnis und ausfluss finsterer geschichtlicher umwälzungen, ist nicht kind einer zeit, sie schwebt statisch und unwandelbar über allem und jedem und jeder mensch kann jederzeit, so er nur die augen erhebt zur sonne der freiheit teilhaftig werden sowie der wahren historischen erkenntnistheorie, muss sie natürlich noch in die rechten worte und logismen verpacken, was aber bei der naturgegebenen dummheit des menschengeschlechts so seine zeit braucht.

 

Big bang:

Eiszeit!

Der prophet Goo-Munn hat eine blitzartige erleuchtung beim optischen erfassen der sich auftürmenden gewitterwolken.

Goo-Munn: Ich aber sage euch, empiriokritizismus ist der schlüssel zu wahrem gesellschaftlichen reichtum freier und gleicher bärenfellproduzenten und knollenentwurzler! Welch eine erkenntnis - gäb’s das wort schon, heureka würd’ ich rufen! So aber sag ich nur: und wenn die welt voll mammuts wär, so fürchte ich mich doch nicht mehr!

Alle anderen: Was redest du denn da: die welt IST voller mammuts, dreh dich doch mal um ...

Big crunch!

 

Nun , der versuch war immerhin aller ehren wert.

Lenin schmunzelt in seinen samowar: ja, so hätt’s ihm wohl gefallen.

Nächster fall.

Sklavenhaltergesellschaft (römisch): der gefangene und versklavte griechische philosoph Prosper der Unterirdische hängt in der taverna magica seines herrn Tertullius ab und singt traurige lieder in sein glas.

Prosper:

ich trinke meinen grappa

und ich tu so,

als wär’s ouzo.....

 

Lenin runzelt unwillig seinen ziegenbart: das fängt ja nicht so toll an!

(auftritt Spartakus)

Spartakus:

Vorwärts, dem morgenrot entgegen!

Nicht dem gestern zugewandt!

Kommunismus? Welch ein segen!

Baa-ba-ba… amphorenpfand!

 

Glockenhell durchschneidet Lenins gelächter die dustre kremlluft.

Prosper, trauriger denn jemals zuvor, beugt sich unendlich tief über sein glas.

Prosper :

Ich trinke meinen vino

Doch ich träume

Von retsino...

 

"Naja...!", Lenin räupert sich.

Mittelalter: irgendein Otto oder Karl der Grosse reitet auf seinem gaul durch die gegend und weil er das alleine tut und im grunde sowieso keine sau weiss, wie er aussieht und er obendrein noch ein dreckertes büssergewand über seinen kaiserlichen kettenpanzer geworfen hat, erkennt ihn natürlich niemand. So kommt er unerkannt und unbelästigt bis nach wien. Türkenschwärme drohen von süden, magyarenhorden von osten. Unsichere zeiten, parbleu! Plötzlich schiesst ein wort ihm durchs gehirn: "Inkommensurabel!"

Verwirrt, weil er nicht um die bedeutung weiss, zerrt er am zügel, aufbäumt sich der zosse wie eine weisse zelter-wand, bleich wie kreide beruhigt der herrscher blinkenden schwertes, unvergleichlicher anblick allen umstehenden!

Inkommensurabel! Ob das am ende etwas mit dem wort ’kommunismus’ zu tun hat, das gestern erst in seiner philosophiegruppe ... ? Aber jetzt braucht er zunächst mal was kräftiges auf die kiemen!

"Erst das fressen, dann die moral!" herrscht er die verblüfften gaffer an und verfügt sich ins nächste eckbeiserl. Und gar mancher, dem dieser satz gar sehr ins gebein fuhr, beschloss, an diesem orte der erleuchtung spontan ein kirchlein zu errichten.

Ob’s wohl einer auch getan?

Aber Lenin war ja so ein arsch! Hätte man doch damals seinen verplompten waggon in den marianengraben, da, wo er am tiefsten ist!

Jetzt streicht er sich milde übers gedärm und bleckt versonnen aus dem fenster in die ewiglange moskowiternacht: "Ja, mittelalter! Da wusste man so vieles noch nicht ..."

Wie elektrisiert springt er auf und deutet mit stierem finger auf den leser: "Die hässliche fratze des kap’talismus!"

Nanana, monsieur Lenin! Nanananana !

Und mittelalter ? Das soll um 476 begonnen haben, mit dem untergang des weströmischen grossreiches?

Nun, ich sage mal: das mittelalter hat begonnen am 1.1. 1904.

Und es dauert natürlich immer noch an.

Denn wir: WIR! Sind das missing link zwischen dem menschen so wie man ihn kennt und dem menschen, so wie man ihn noch nicht kennt. Noch nicht mal kennen will. Denn der neue mensch der zukunft - ach du liebe zeit...

Und 1904? Nur deshalb, weil 1900 sich einfach zu glatt anhört. Schlimm genug, dass wir uns der christlichen zeitrechnung bedienen müssen. Da sind wir auch schon wieder beim thema religion. Denn die neue zeit und der neue mensch verlangen natürlich gebieterisch nach einer neuen religion. Und wir als mittelaltergeschädigte sind die steigbügelhalter. Wie kommen eigentlich religionen in die welt? Wie kam die welt in die welt? Und das leben? Und das bewusstsein? Und wie kam verdammt noch mal der sex in die welt?

Fünf fragen? Das ist einfach zu viel verlangt. Zumal sowieso immer nur eins zum andern führt. Die materie zum leben, das leben zum sex, der sex zum bewusstsein ... oder war’s die religion? Beschränken wir uns auf das wesentliche, die materie.

Mr. universe - auferstanden aus atomen!

Womit wohl auch das doppelspalt-experiment hinreichend erklärt wäre, das ist dann ja wirklich lächerlich einfach aufzudröseln. Ich hab mir den genauen beweis meiner vermutung irgendwo auf einen seitenrand gepinselt, ein schon wundersames stückchen formalster logik und sobald ich ihn gefunden habe, werde ich ihn natürlich im text einbringen. Bis dahin allerdings:

Have fun and read some poetry!

 

 

 

Derbrösel, Derbrasel, Derbriesel -

was fühl' ich mich heute miesel!

Trotz 10 Aspirin

bin ich weg und hin -

trotz 2 Kilo Spalt

ist mir immer noch kalt -

Derbrösel, Derbrasel, Derbriesel!

                                  freundlichst:

Ihr

                Felix Kiesel!

 

 

 

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