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Beethovens bitterste Stunde 

getreu den  Aufzeichnungen des Johann Baptist Padernuss im Bonner Generalanzeiger anno 1812

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"Meine bitterste Stunde?" Da heisst's für den gefeierten Komponisten nicht lange überlegen: "Meine bitterste Stunde? Bitte sehr - ich erzähl' Euch von meiner bittersten Stunde ... "

Und schon geht's los und der Mann, den sie alle nur "Beethoven" nennen, erzählt dem journalistischen Jungspund Padernuss von der harten Winterszeit ums Jahr 1804, eiskalt war's damals in Wien, die 'Eroica' sollte alsbald im Staatstheater  zum Weihnachtsfest uraufgeführt werden ... doch der Vorverkauf verläuft schleppend ... der Kulturetat verzeichnet einen spektakulären Einbruch, da der Krieg gegen Napoleon schliesslich auch finanziert sein will ... der Theaterdirektor muss mit dem Schlimmsten rechnen - und trifft eine fogenschwere Entscheidung ...

Beethoven weiss dazu folgendes zu berichten: "Da haben's mich ans Kassenhäuserl gesetzt und ich musst' eigenhändig die Karten für meine einzige Oper verkaufen, von früh bis spat! An Sonn- und Werkeltagen!  Für mich als Mensch der Empfindung ein absoluter Schuss ins Ofenrohr! Und dann kommt auch noch dieser Schmierfink Tischbein des Wegs gezogen, Tischbein, dem der Pinsel sowieso immer sehr locker sitzt! Und der malt zu Haus' aus dem Gedächtnis dieses Bild hier von mir in meiner schwärzesten Stunde ..."  

 

 

Schnell unterbricht ihn der Zeitungsmann: "Das also war Eure bitterste Stunde, Maestro - ja, meiner Treu, ich versteh's gar wohl ..."

"DAS", fährt da Beethoven von seinem Stuhl im Dreifaltigkeitsbeiserl auf, "DAS war doch nicht meine bitterste Stunde, ich bitt' Euch!  Bitt' Euch gar sehr!" Und wild prügelt er mit seinem Hörrohr auf die Holztheke ein, achtmal prügelt er  wie mit dem Taktstock gemeisselt , 'eight to the bar' sozusagen, aha, daher kommt das also -  welche Stilrichtung hat dieser Mann eigentlich nicht  erfunden? Doch schnell zurück zu seiner Erzählung: "S'war vielleicht meine SCHWÄRZESTE Stunde, aber doch nicht meine BITTERSTE! Die wahrlich bitt're Stund' schlug mir doch erst, als der Theaterdirektor beschloss, sein Personal weihnachtlich auszustaffieren - s'waren doch nur noch drei Tage hin zur Christmette ..."

"Und?"

"Und? Und natürlich kommt sofort nach Tagesanbruch der Schmierant Tischbein des Wegs gezogen und der Pinsel sitzt ihm lockerer denn je ..."

 

 

"DAS war meine bitterste Stunde, so wahr ich Beethoven heisse!"

 

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