Der Feuerwehrhauptmann tat einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel: war auch alles am Mann, wie Uniformträger ja gerne hauptamtlich fragen? Mal sehen ... Zuerst und am wichtigsten: die F-Wort-Abteilung. Feuerwehrhelm, Feuerpatsche, Feuerzeug. Dann der lästige Papierkram: Pressemappe, Löschpapier, Hakle-Feucht ... schien ja wieder mal alles am rechten Fleck zu sein, selbst die Rettungsmedaille Erster Klasse blinkte frohgeputzt vorm Jochbein und Dunstglocke samt Rauchverzehrer waren ebenso griffbereit wie die Katze-die-im-Baum-sitzt-heimlich-erwürg-Armatur.
Wahuuu, wahuuu machte die alte Feuersirene.
Wie gut, wenn man immer auf alles vorbereitet war!
Einen allerletzten prüfenden Blick sollte man aber besser doch noch in den Spiegel werfen - man war ja irgendwo auch Publikumsmagnet. Und seinem Ruf was schuldig. Dachte der Feuerwehrhauptmann.
Schade, dass für das Absingen seiner Hymne keine Zeit mehr blieb. Wirklich schade, da fehlte einem dann immer irgendwas. Die Hymne war ein Relikt aus seiner Kinderzeit, kühn entlehnt einer beliebten TV-Sendung und nur recht sparsam umgetextet:
Der Feuerwehrmann ist unser bester Freund
Lustig wird’s immer
Wenn er erscheint
Spass will er machen
Tolle Tricks
Er bringt
Uns
Stunden des Glücks ... wahuuu!
Schon das Singen machte einen ja glücklich - fast so glücklich wie das Stange runterrutschen; die Kollegen in Chikago sollen es sogar mal geschafft haben die Stange auch wieder hochzurutschen, wahre Teufelskerle waren das in Chikago, aber Chikago, das war ja eine andere Welt ...
Auf der Fahrt zum Einsatzort träumte er praxisnäher von seinem Sauerländer Amtsbruder, der es wahrhaftig gewagt hatte, das romantische Flüsschen Volpe leerzupumpen, nur um den brennenden Orts-Aldi zu retten ... dann waren sie mit schwerem Bergegerät durch die Lagerhallenwand gebrochen und hatten es ums Haar noch geschafft, die Karlskrone-Paletten aus der Flammenhölle zu zerren und dem halbverkohlten Filialleiter aus den Klauen zu reissen - Stunden des Glücks ...
Das waren totsicher keine freiwilligen Laien - da waren knallharte Profis am Werk gewesen! Die wussten genau, was sie taten! Die wussten, wo der Hammer hängt ...
Aber das wusste er ja auch: zufrieden tätschelte er seinen Nothammer – immer am Mann!
Ein zufriedener Blick nach oben: und sofort einer zurück - denn die Himmel der Mannschaftswagen waren selbstverständlich vollverspiegelt.
So raste dann die rot rollende Ritterburg ihrem Einsatzziel entgegen, alles von der Strasse walzend, was kleiner war als ein Kettenpanzer.
Im Bordradio, das schon aus pausenrechtlichen Gründen ständig mitlief, spielten sie Beethovens Fünfte, wenn auch nur als Soundtrailer für einen Gebirgskäse und daher stark verkürzt, aber trotzdem sangen natürlich alle mit: TA TÜ TA TAAAA!!!
Und dann lachten sie alle beherzt aus rauen Männerkehlen, denn eins gilt auch für den härtesten aller Berufe: Spass muss sein!
Erst recht in diesen knochentrockenen Zeiten!
Wahuuu! Wahuuu!