Als der Chef die Redaktion betritt, wird er von ohrenbetäubendem Gelächter empfangen. Das darf nicht sein!

"Was finden wir denn hier so komisch?", stellt er sofort die korrekte Frage mit dem gesunden Gespür des ewig Unverstandenen, was die versammelten Redakteure augenblicklich zu Salzsäulen erstarren lässt.

"Nichts!", kommt schliesslich die eher maue Antwort und "Nichts! Soso!", nimmt natürlich der Chef sogleich die Fährte auf: "Na, dann erzählen Sie mir doch mal dieses 'Nichts'!"

"Ach", beginnt Redaktionskamerad Schnürschuh reichlich angefressen und erzählt lang und breit die Geschichte vom Theaterdirektor, dem kurz vor der Wagner-Premiere der Lohengrin-Mime durchbrennt und der jetzt dringendst Ersatz besorgen muss, der dann mit dem Lokalblatt telefoniert, nach stundenlangem Hin und Her die Sekretärin des Chefredakteurs zur Mithilfe rumkriegt und am nächsten Tag in der Zeitung lesen muss: 'Mann mit langem Schwan gesucht!'

"Ah-ja", entfährt es augenblicklich dem Chef, "und warum lacht dann JETZT keiner? Wenn das eben noch so komisch war, dann ist es doch wohl jetzt erst recht komisch, oder?"

Keiner wagt es, dem tobendem Chef eine Antwort aufs Auge zu drücken, bleierne Stille herrscht in der Flottmannstrasse Nummer 117 -  bis irgendwann Kassenwart Spadakus die Spannung einfach nicht länger erträgt und es aus ihm herausplatzt: "Boerzel twittert!"

Der Chef erbleicht: "Mann Gottes, Boerzel, sind Sie denn jetzt völlig wahnsinnig geworden? Twittern darf man doch erst vom Studienrat an aufwärts!"

Dann fasst er sich ans Herz, murmelt, er müsse nun dringend eine Runde Sedativ-Golf spielen, wankt zur Tür hinaus, verschwindet hinterm Horizont ...

Sofort kippt die Stimmung im Raum. "Erzähl doch noch mal die Geschichte von Lohengrin!", wird Schnürschuh von allen bedrängt und er erzählt sie ein ums andere mal  -  was Boerzel wie selbstverständlich sofort ins Netz twittert, wobei er jedoch nicht vergisst, seiner Verwunderung Ausdruck zu verleihen:

"Komisch  -  jetzt lachen wieder alle!"