Jesus ritt auf einem Esel lässig die Strasse hinunter, als er unversehens an eine Brücke kam. Die jedoch war wesentlich schmaler als die Strasse und konnte nur einspurig weiterberitten werden: entweder von links nach rechts oder von rechts nach links.

Ob es wirklich nur Zufall war, was dann geschah? Jedenfalls trafen sich mitten auf der Brücke zwei Eselreiter und der eine konnte nicht vor und der andere wollte nicht zurück ... und standen sich nun beide Esel dermassen nahe gegenüber, dass man keine Mohrrübe mehr zwischen sie hätte hängen können!

Jesus setzte sanftmütig zu einer Grundsatzrede an, aber sein Widerpart hatte schon längst mit einem grossen Geschrei begonnen: “He, ich war ja wohl zuerst hier! Für wen hälst du dich denn eigentlich?“

“Ich bin Jesus!“, sagte Jesus, was hätte er auch sonst sagen sollen?

“Also da zieht’s mir doch die Sandalen aus!“, rief sein Gegenüber wie vom Donner gerührt, “ich heisse nämlich auch Jesus!“

Das war einer der raren Momente, in denen Jesus Zweifel befielen ... konnte es denn sein, dass es einen anderen Jesus gab, einen Jesus, der rein jesusmässig noch ein viel echterer Jesus war als er, Jesus, selber?

Aber der würde doch sicherlich nicht ein derartiges Spektakel veranstalten ...

“Tauschen wir unsere Esel!“, schlug Jesus vor, so, als hätte er bereits die Spieltheorie kommender Zeiten vor seinem geistigen Auge.

“Prima Idee!“, sekundierte Jesus, sicherlich auch, weil er bemerkt hatte, dass des anderen Esel wesentlich fetter und tragfähiger war als seiner ...

“Vielleicht können wir ja sonst noch was tauschen?“, setzte Jesus dann noch nach, hatte er doch sofort spitzgekriegt, dass praktisch alles an Jesus besser war als bei ihm ... ausser seiner Nilpferdpeitsche natürlich.

“Sollen wir unsere Namen tauschen?“, fragte Jesus mit feinem Humor, musste aber feststellen, dass Jesus ihn nicht so recht verstanden hatte ...

“Tauschen wir doch einfach alles ...“, sagte nach einer kleinen Weile Jesus.

“Topp! Genau so machen wir’s!“

“Nun denn: es sei!“

“Sollen wir wirklich?“

“Aber ja! Warum auch nicht?“

Und so ritt alsbald Jesus auf seinem Esel seelenruhig nach rechts, während Jesus auf seinem anderen Esel nach links seinem Schicksal entgegenzockelte ...