...ach nein, ich möchte doch lieber zurück zur HAUPTSEITE!
Welcome to the plaudertaschenbereich in netSkater.net!
Sie haben mal irgendwann irgendwas gehört? Sie wissen von einer Geschichte, die nun wirklich keine Sau interessiert? Dann werden Sie doch Zeitzeuge! Zeitzeugen berichten gerne in:
ALSO, EINES TAGES ....
Heute erzählt uns Umberto Umwelt aus Wesel eine Schnurre aus alter Zeit, damals, am 22.02.1945 ...
Die Stadt - der Dom - der Ganzjahresweihnachtsbaum: Wesel 2010 in all seiner Pracht!
Und doch - wer, der dieses friedliche Bild eines künstlerischen Offenbarungseides miterleben muss, ahnt schon, dass es hier vor 65 Jahren ganz anders zur Sache ging? Lang, lang ist's her ...
22.02.1945 - Obersturmbannführer Gnoske und Ortsgruppenleiter Schulte-Bommert, die vor wenigen Minuten den Ratskeller nach einer wichtigen Parteisitzung verlassen haben, setzen ihre Unterhaltung auf dem Marktplatz fort, werden lauter und lauter, schon scharen sich erste Gruppen von Volksgenossen um sie herum ...
"DU hast es gesagt!"
"Nein, mein Lieber, DU hast es gesagt!"
"DAS habe ich bestimmt nicht gesagt!"
"Du hast genau DAS gesagt!"
Undsoweiter, undsoweiter ... erste Zuhörer wollen den Platz bereits wieder verlassen, da werden die Vorwürfe endlich konkret:
"DU hast Arschdolf Hitler gesagt!!"
Wie aus der Pistole geschossen kommt die Replik: "Wie kannst du es wagen - du hast Arschdolf Hitler gesagt, haben doch grade alle hier gehört!"
Die Menge wich entsetzt einige Schritte zurück: was sollten sie gehört haben? Arschdolf Hitler? Im Leben nicht! Und tatsächlich fragte ein altes Mütterlein unangenehm fistelnd: "Um wen geht es denn hier überhaupt?" Die beiden Streithähne mochten sich jedoch nicht einigen und weil in jenen Tagen die Polizei nie sehr weit war, wenn das Volk unbefohlen zusammenlief, nahte sie alsbald in Gestalt von Oberwachtmeister Brögelmann. Der hakte markig seine Daumen zackig hinters Lederkoppel und versuchte das Kommando zu übernehmen:
"Meine Herren, was ist denn hier los!"
"Schreiben Sie DEN da sofort auf, Herr Wachtmeister", fiel sogleich Gnoske über Brögelmann her, "der hat ARSCHDOLF Hitler gesagt!"
"Stimmt doch gar nicht", ergriff nun Schulte-Bommert das Wort, "DER da hat das gesagt! Schreiben Sie auf: PG Gnoske hat ARSCHDOLF Hitler gesagt!"
Brögelmann, dem es mittlerweile reichlich blümerant um die Rosette geworden war, verwünschte innerlich seinen Diensteifer:
"Aber ... das kann ich doch nicht aufschreiben ... ich kann doch nicht ... ähh ..."
"Sie MÜSSEN aber!", tobte nun Gnoske, "ich will nämlich Anzeige erstatten gegen diesen sauberen Herrn hier ..."
"Ja", meinte nun Brögelmann konziliant, "wenn ich vielleicht Hitler mit zwei 'T' schreiben würde ..."
"Was sind SIE denn für einer?", geriet nun Schulte-Bommert völlig ausser sich, "wollen wohl den Namen unseres Führers verhunzen, was? Aber nicht mit mir, mein Guter, nicht mit mir!"
OSF Gnoske hatte mittlerweile eingesehen, dass alles Palavern keinen Sinn hatte und daher beschlossen, gleich die richtigen Stellen einzuschalten: "Werde Reichsführer-SS Himmler über Vorfall unterrichten", schnarrte er in die Nacht, um allen weiteren Diskussionen den Boden zu entziehen.
"Und ich", schnarrte Schulte-Bommert zurück, "werde Volksgerichtshofspräsident Freisler reinen Wein einschenken über linksrheinischen Defätismus!", denn Gnoske wohnte tatsächlich auf der anderen Rheinseite, in Büderich.
Wutschnaubend standen sich nun die beiden Kontrahenten gegenüber, eine unheilvolle Stille schien sich über dem heimeligen Marktplatz breitzumachen.
"Dann geh doch zu deinem PIMMLER!", kreischte Schulte-Bommert plötzlich wie ein durchdrehender Stuka-Bomber.
"Geh du doch zu deinem SCHEISSLER!" belferte Gnoske zurück wie ein heissgelaufenes Flak-Geschütz und der wackere Brögelmann schien einer Ohnmacht näher denn je.
Nun, wie das eben so war in jenen Tagen - schlechte Nachrichten verbreiteten sich schnell.
In der Reichskanzlei zu Berlin sassen sich Goebbels und Göring gegenüber und fixierten sich mit abschätzenden Blicken.
"Ist Ihnen langweilig, Gooöring?", erkundigte sich schliesslich Goebbels gönnerhaft, wohl wissend, dass Göring genauestens unterrichtet war, dass sein Name in England als 'Boring' verballhornt wurde.
"Ich überlegte nur gerade, ob wir nächstes Weihnachten statt der üblichen Gans nicht vielleicht lieber einen Truthahn ..." Denn natürlich wusste auch Göring, dass Goebbels wusste, dass 'to gobble' im Englischen den Laut dieses feisten und törichten Federviehs umschreibt.
Da klingelte das Telefon. Göring nahm augenblicklich ab: "Was? Pimmler? Scheissler? Arschdolf Hitler?" Göring erstarrte für einen Moment zur Salzsäule, hatte sich aber gleich wieder gefangen: "Standgericht geht nicht, Sache darf auf keinen Fall publik werden! Den einen nach Stalingrad schicken, den anderen zu Rommels Afrikakorps versetzen!" Und so geschah es also ...
Gnoske verreckte schon wenige Tage später an der Ostfront an einem Lungensteckschuss, Schulte-Bommert erwischte es nur Stunden später im fernen Timbuktu: verschleppte Leberzirrhose!
Die Stadt Wesel jedoch wurde wenige Wochen nach dieser unseligen Geschichte durch einen konzentrierten Bomberangriff fast vollständig ausradiert.
Und noch viele Jahre später glaubten manche der Überlebenden, dass es sich hierbei um einen rächenden Akt der Vorsehung gehandelt habe ...