MadStop@Loser's_Paradi.se

nach einer wahren Geschichte aus der nahen Zukunft

(c)2008 by Sebastian Swampdiver

 

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Wilma quietschte hocherfreut auf: “Ein Geistlicher und ein Kriminalbeamter? Das ist ja absolut fantastisch! Wissen Sie, wir haben schon einige bekannte Persönlichkeiten in unseren Reihen, aber um ein perfektes Abbild der Gesellschaft zu erreichen, fehlten bisher doch noch einige Berufsgruppen. Wirklich schön, dass Sie sich uns angeschlossen haben!“

“Ist uns ein aufrichtiges Vergnügen!“, schleimte der Pfaffe schamlos. “Nur: wenn Ihr gesellschaftliches Abbild wirklich so umfassend ist und der eine oder andere Mafia-Boss daher auch sich in ihren Reihen befindet: dann würde sich selbstverständlich ein gewisser Interessenkonflikt auftun mit unserem guten Holzpuke hier!“

Hätte jetzt ein Tisch auf der Treppe gestanden ...

“Mafia-Bosse? Also, ich glaub’ ja nicht, dass die uns schon unterwandert haben“, sagte Wilma und schien ernsthaft zu überlegen. “Der Signore Trappatoni ist unter Garantie keiner! Und wie gesagt: es ist ja auch eher eine deutsche Gruppierung. Hier kommt übrigens unser holländischer Ehrengast, Frau Sina Sappel. Darf ich Sie kurz bekannt machen? Also, Mefrouw Sina Sappel, Erzdiakon Brabazon, und das hier ist unser Kommissar Holzpuke!“

Sina Sappel hielt sich nicht mit Kleinigkeiten auf: “Dag, meine Heeren, hat dat Restaurantje noch geopened? Ik muut dringend wat verputzen!“

Der Erzdiakon schaltete schnell und wünschte ein volltönendes: “Smakkelijk eeten!“, aber das lief bereits voll ins Leere, denn Sina Sappel war verdammt flott und schon längst ausser Hörweite.

Wilmas gute Laune war durch diesen kleinen Zwischenfall ein wenig zusammengeschnurrt.

“Naja, ich glaub’, sie wollte nur nicht zeigen, dass sie nicht so gut deutsch kann ...“, versuchte sie das burschikose Auftreten ihrer Geschlechtsgenossin zu verteidigen.

“Völker, höret die Signale!“ schloss der Erzdiakon völlig deplaziert das Thema ab.

“Auf jeden Fall dran denken: heute um 17 Uhr im kleinen Saal! Eröffnungssitzung! Bis dann also ...“, rief Wilma wiedererstrahlend und war alsbald auch verschwunden.

“Sina Sappel, so heisst man einfach nicht ...“, sann der schwarze Mann ihr hinterher.

Ich drehte mich sehr langsam um.

“Also hören Sie mal, ’Erzdiakon’“ sagte ich, die Anführungszeichen unüberhörbar mitsprechend, “Was war denn das? Den Brabazon kenn ich ja von Agatha Christie. Das ist sozusagen Berufslektüre. Aber woher haben Sie um Himmels Willen den Holzpuke?“

Mein neuer Freund zuckte nur lakonisch mit den Schultern: “Böll!“

 

 

 

 

 

(fortsetzung folgt)

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