MadStop@Loser's_Paradi.se

(c)2008 by Sebastian Swampdiver

 

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Ich schaffte es trotz allem locker, am Flughafen mit einem satten Zeitpolster einzuchecken. Massgeblich daran beteiligt war sicherlich die Kürze meiner “amourösen Verflechtungen“, die waren schon nach 2 Minuten vorbei: auch ’ne Art von Telefon-Sex!

Die Unterlagen hatte ich durchgelesen, war dadurch allerdings auch nicht viel schlauer geworden: wichtige Dinge würden demnach auf Mallorca passieren, wichtige Personen würden zusammentreffen, um wichtige Entscheidungen zu fällen und das Allerwichtigste war daher: ein absolut perfekter Personenschutz der Beteiligten und selbst noch der Unbeteiligten und da doch immer mit dem Schlimmsten gerechnet werden musste, hatten qualifizierte Fachkräfte klaglos auf Abruf bereitzustehen, diese aber würden natürlich erst dann ins Spielgeschehen eingeweiht werden, wenn man sie auch benötigte ... Vielleicht könnte ich also mit viel Glück dem einen oder anderen wichtigen Ministerpräsidenten, Staatssekretär oder Aushilfskellner das Leben retten und meine zehn Minuten weltweiten Ruhm bekommen: “Ach was, mein Bester, wirklich nicht der Rede wert ...“

Wie auch immer: das alles klang nicht gerade nach ausuferndem Sex & Crime. Das klang nach: vierzehn Tage Mallorca im Winter, vierzehn Tage allzeit bereit für den grossen Knall, der doch nie passiert. Vor allem aber klang es nach: vierzehn Tage warten auf den Rückflug!

Natürlich nur, wenn man es irgendwie fertiggebracht hatte, den Hinflug zu überleben ...

Als ich mit den anderen Flugpionieren den Zubringerbus bestieg, sackte mein Magen zum ersten mal so weit durch, als wäre mein unterer Körperbereich ein einziges Luftloch. Mein kleines Zwischenhoch legte sich augenblicklich. Auch die extreme Nähe von 300 Leidensgenossen konnte jetzt keinen Trost mehr spenden: beim Fliegen ist jeder der Erste!

Noch viel schneller als befürchtet befand ich mich in der Kabine: Weichspülerrock tropfte flüsterleise aus unsichtbaren Lautsprechern und eine freundliche Stewardess betrachtete kurz mein Ticket und wies mir dann den Platz: “Sitz 245 ... linke Reihe, ganz hinten bitte, Sie haben übrigens einen Fensterplatz, Sie Glückspilz ... schnallen Sie sich selber an oder müssen wir sie festbinden?“

Die Frau hatte offenkundig ihre Erfahrungen gemacht. Vor allen Dingen aber hatte sie genau den richtigen Ton getroffen: Meine Stimmung kippte überraschend und völlig grundlos um 180 Grad. Aus Panik wurde ganz plötzlich Euphorie und wie auf Adlerschwingen strebte ich meinem Sitz entgegen. Um zu meinem Fensterplatz zu gelangen, musste ich mich nur noch an diesem schwarzgewandeten Menschen vorbeischlängeln, der also während des Fluges mein Polsternachbar sein würde und bereits jetzt wie festgeschraubt auf seinem Economy-Sitz thronte. Grosser Gott, ein Priester! In meinem Zustand geistiger Verwirrung schien das der beste Witz des Tages zu sein und ich wurde gleich noch ein bisschen euphorischer. Wie bei Daniel in der Löwengrube, dachte ich überbelichtet, der bemerkt ja auch erst im Angesicht der wilden Bestien den komischen Aspekt der ganzen Geschichte.

“Erlauben Sie mal kurz, Bruder Tuck?“, flötete ich strahlend, während ich mich zu meinem Sitz durchzuwuddeln versuchte.

Bruder Tuck blickte auf, fixierte mich starr und knapp und antwortete: “Sie sind nicht Robin Hood!“

Und siehe: aus Euphorie wurde Depression.

 

 

(fortsetzung folgt)

 

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