MadStop@Loser's_Paradi.se

nach einer wahren Geschichte aus der nahen Zukunft

(c)2008 by Sebastian Swampdiver

 

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8

 

 

In Mallorca angekommen, ging alles recht flott. Im Hochgefühl der souverän überstandenen Gefahr hätten Zoll und Transfer auch zehnmal so lange dauern können wie sie’s ohnehin schon taten, meiner seinsverliebten Hochstimmung wäre das völlig egal gewesen. Nach dem Fliegen kommt das Schweben!

Die Fahrt zum Hotel durch eine nachtschwarze Inselwelt verlief erfrischend unspektakulär. Da gab es aber auch rein gar nichts zu sehen. Na und? Ich war ja schliesslich nicht zum Vergnügen hier. Warum war ich eigentlich überhaupt hier? Professionelle Nüchternheit übernahm langsam wieder das Kommando.

“Warum bin ich hier?“ kann man sich natürlich immer fragen, dachte ich und räkelte mich verstohlen in meinem Sitz. Soweit ich wusste, hatte noch niemand eine befriedigende Antwort auf diese Frage gefunden, abgesehen vielleicht von irgendwelchen hardcore-religiösen ... in ihren Zettelwelten ...

 Dann hielt der Bus und ich krabbelte leicht benebelt ins Freie und blinzelte desillusioniert in die milde Winternacht: Sollte ich die Antwort etwa in diesem Touristenzwinger finden, meinem Basislager für die nächsten vierzehn Tage?

Das Hotel war ein fantasieloser Betonklotz aus dem 20. Jahrhundert, mit viel Neon über dem Eingang und einer Lobby aus Plüsch und Plastik, hatte aber durchaus den unterschwelligen Charme des mediterranen. Vielleicht war’s ja auch nur der penetrante Geruch von Sangria und Paella, der aus dem Restaurant dem blassen Reisenden um die bleiche Nase wehte. Mein Zimmer jedenfalls lag im ersten Stock, am Ende eines dustren Korridors. Das war komisch: meine Zimmernummer war identisch mit meiner Sitzplatznummer im Flugzeug. Hatte da ein Pedant in der heimischen Logistik ganze Arbeit geleistet oder war das nur Zufall? Die Tür öffnete sich immerhin ohne jedes quietschen. Während ich das noch amüsiert zur Kenntnis nahm, schien etwas schwarzes über den Gang hinter mir zu huschen. Als ich mich umdrehte, um genauer hinzusehen, war nichts mehr da. Völlig überreizt! dachte ich schulterzuckend und betrat mein Zimmer. Ich hätte es wesentlich schlimmer treffen können: Im Knast hatte man ja vielleicht weniger platz, aber der Komfort schien annähernd gleich gross zu sein. Und die Fenster waren offensichtlich nicht mal vergittert. Ich knallte meinen Koffer in die Ecke und setzte mich aufs Bett. Sollte ich Clara-Vera jetzt noch anrufen? Und von meiner sicheren Ankunft berichten? Von den Schrecken des weiten Himmelszeltes? Und den noch grösseren seiner Produktvertriebsassistenten? Andererseits war dafür morgen auch noch Zeit, ja, morgen war sogar noch viel mehr Zeit dazu, denn wir hatten mittlerweile weit nach 23 Uhr und der heutige Tag war damit so gut wie Geschichte. Ausserdem lagen zwei knallharte Wochen vor mir und ich hatte jede Sekunde Ruhe nötig. Ich stellte den Wecker auf sieben und legte mich hin. Essen, waschen, auspacken, das konnte ich alles auch morgen noch erledigen. Morgen die Kür, heute die Pflicht: wir Geheimagenten brauchen unseren Tiefschlaf!

Als nachtaktiver Mensch konnte ich allerdings nicht sofort einschlafen. Ich musste mich wohl oder übel durch irgendeine Betätigung ablenken ...

Ich machte noch mal Licht und stellte den Wecker auf acht.

 

 

 

(fortsetzung folgt)

 

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